Dichlordiphenyltrichlorethan
(DDT) ist ein Insektizid mit Wirkung als Kontakt- und Fraßgift,
das seit Anfang der 1940er Jahre eingesetzt wurde. In den meisten
Industrieländern ist seine Verwendung seit den 1970er Jahren verboten.
Seit dem Inkrafttreten der Stockholmer Konvention im Jahre 2004
darf es weltweit nur noch zur Bekämpfung der Malariaüberträgern
verwendet werden.
Erstmals
synthetisiert wurde DDT im Jahre 1874 von dem österreichischen Chemiker
Othmar Zeidler. Die insektizide Wirkung wurde allerdings erst 1939
von dem Schweizer Paul Hermann Müller entdeckt, der hierfür 1948
den Nobelpreis in Medizin erhielt. Die industrielle Produktion begann
dann Anfang der 1940er Jahre. DDT wurde zuerst zur Malariabekämpfung
eingesetzt, später verwendete man es als "Allzweckmittel" gegen
allerlei Arten von Insekten.
Es
gab sogar eine militärische Anwendung von DDT. Rekruten der US-Armee
wurden zum Schutz vor Läusen mit DDT eingepudert und erhielten zusätzlich
DDT-imprägnierte Hemden. Nach 1945 wurde DDT-Puder auch in Deutschland
zur Bekämpfung einer typhusübertragenden Läuseart angewendet. In
der Folgezeit wurde DDT überall als Pflanzenschutzmittel in der
Landwirtschaft, dem Obst- und Gemüsebau angewendet. Es fand auch
in Insektensprays für den Haushalt Verwendung.
Mitte
der 1950er Jahre wurde erstmals eine schädigende Wirkung von DDT
in Gestalt großen Vogelsterbens bekannt. Im Jahre 1962 veröffentlichte
die US-amerikanische Biologin Rachel Carson das Buch Silent Spring
("Der stumme Frühling"), in dem sie einen "stummen Frühling" aufgrund
dieses Vogelsterbens prognostiziert. Es dauerte acht Jahre, bis
das amerikanische Umweltministerium schließlich eine Anhörung über
DDT abhielt. Es kam danach zu DDT-Verboten: 1972 Verbot der Ausbringung
(außer in Notständen zur Krankheitsbekämpfung) in den USA 1972 Verbot
der Ausbringung in der Bundesrepublik Deutschland 1978 Produktionsverbot
in der Bundesrepublik Deutschland 2001 Aufnahme in die Liste des
„dirty dozen" (dreckiges Dutzend) der Stockholmer Konvention, die
am 17. Mai 2004 in Kraft trat. DDT wurde in der DDR unter dem Namen
Hylotox 59 noch bis 1988 hergestellt, durfte übergangsweise noch
bis zum 30. Juni 1991 eingesetzt werden und ist darum vor allem
in Ostdeutschland noch häufig nachweisbar.
DDT war über viele Jahrzehnte hinweg das am häufigsten verwendete
Insektizid weltweit. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Mengen
übertrafen die zur Malariabekämpfung verwendeten um ein Vielfaches.
Es wurde im Ackerbau sowie dem Obst- und Weinanbau eingesetzt. Beim
Baumwollanbau waren die aufgewendeten DDT-Mengen am höchsten. Es
wurde auch in der Forstwirtschaft verwendet, so z.B. in der DDR
als Hylotox 59 gegen den Borkenkäfer.
Spuren der Malaria-Bekämpfung in Italien. An der Methode des DDT-Einsatzes
zur Malariabekämpfung hat sich seit den 50er Jahren nichts geändert:
Man nutzt die Angewohnheit der Malariamücken (Anopheles), sich nach
einem Stich an der nächsten Wand auszuruhen. Daher werden Innenwände
von Häusern und Hütten mit DDT-Lösung besprüht. Wenn sich die Mücken
dort absetzen, nehmen sie eine tödliche Dosis DDT auf. Außerdem
wirkt DDT auf die Mücken als Repellent (insektenabwehrend), was
viele von ihnen gleich wieder aus den Wohnungen vertreibt. Da DDT
mindestens ein halbes Jahr lang an den Wänden wirksam bleibt, muss
die Sprühaktion nur zweimal jährlich durchgeführt werden. Pro Quadratmeter
Wandfläche sind 1-2 g DDT notwendig.
Anfang
der 1950er Jahre begann die WHO ein weltweites Programm zur Ausrottung
der Malaria. Neuansteckungen sollten durch Besprühen der Wände mit
DDT-Lösung verhindert werden. Parallel dazu sollten die bereits
Erkrankten mit Chloroquin behandelt werden, um auch die eigentlichen
Erreger, die Plasmodien, zu bekämpfen. Die Kampagne war zunächst
äußerst erfolgreich. In Indien konnte die Zahl der jährlichen Neuinfektionen
mit Malaria von 100 Millionen (1952) auf 50.000 (1961) gesenkt werden.
Ähnliche Erfolge wurden auch in Pakistan, Ceylon (= Sri Lanka),
Paraguay, Venezuela, Mexiko und Zentralamerika erzielt. In Holland,
Italien, Polen, Ungarn, Portugal, Spanien, Bulgarien, Rumänien und
Jugoslawien wurde Malaria Ende der 60er Jahre dauerhaft ausgerottet.
Dort war allerdings nicht allein DDT, sondern auch die Trockenlegung
von Feuchtgebieten, ein funktionierendes Abwassersystem und vor
allem eine effiziente Gesundheitsfürsorge ausschlaggebend.
In
vielen beteiligten Entwicklungsländern wurden nach den ersten Erfolgen
zu früh Geld und medizinisches Personal aus den Anti-Malaria-Kampagnen
abgezogen und anderweitig eingesetzt. Dadurch konnten neue Malariafälle
nicht ausreichend behandelt werden oder blieben unentdeckt. Zwischenzeitlich
waren DDT-Resistenzen bei verschiedenen Arten der Anophelesmücke
aufgetreten. Der notwendige Ersatz von DDT durch andere Pestizide
wurde meist unterlassen, da diese um den Faktor 4 bis 10 teurer
gewesen wären. Zudem waren die Erreger der Malaria, die Plasmodien,
teilweise gegen Chloroquin resistent geworden. Infolgedessen verdreifachten
sich die Infektionsfälle in Indien zwischen 1961 und 1968 wieder.
Im Jahre 1970 wurden eine halbe Million Neuerkrankungen gezählt,
1977 erkrankten allein in Indien wieder 30 Millionen Menschen an
Malaria.
Ein
weiteres Beispiel für Effektivität und letztendliches Versagen von
DDT bei der Kontrolle malariaübertragender Mosquitos ist Ceylon.
1948 meldete Ceylon 2,8 Millionen Fälle von Malaria und die Regierung
entschloss sich, ein DDT-Spraying-Programm zu etablieren. Bis 1963
sank die Zahl der Malariaerkrankungen in Ceylon auf 17 Fälle. Man
schloß daraus, dass die Krankheit nun besiegt sei und beendete das
Versprühen von DDT. Ein Jahr danach (1964) zählte man schon 150
Fälle von Malaria und bis ins Jahr 1969 erhöhte sich die Zahl dann
auf 2,5 Millionen Fälle jährlich. Durch die Wiederaufnahme des Sprühprogramms
konnte die Zahl der Krankheitsfälle bis 1972 noch einmal auf 150.000
gesenkt werden. Trotz andauernden massiven DDT-Einsatzes wurden
1975 wieder etwa 400.000 Fälle gezählt. Die WHO stellte ihr Programm
zur Ausrottung der Malaria 1972 als gescheitert ein (zu dieser Problematik
siehe auch Anopheles: Malaria in Kenia und im Punjab (Indien)).
Derzeitige
Rechtslage Mit der Stockholmer Konvention vom Mai 2001 wurde der
Einsatz von DDT auf die Bekämpfung von Krankheitsüberträgern beschränkt.
Damit steht es gegen Malariaüberträger nach wie vor zur Verfügung.
Die Verwendung von DDT soll der WHO und dem Sekretariat der Stockholmer
Konvention angezeigt werden. Das Sekretariat führt ein DDT-Register,
in das es das betreffende Land einträgt. Derzeit (Herbst 2005) haben
Botswana, China, die Marshall-Inseln, Mauritius, Marokko, Südafrika
und die Republik Jemen die Verwendung von DDT zur Seuchenbekämpfung
angezeigt. Die registrierten Staaten sollen alle drei Jahre über
die eingesetzte Menge an DDT, ihre Verwendung und die Krankheitsbekämpfungsstrategie
Bericht erstatten.
Problematisch
ist DDT, weil es in der Natur nur langsam abgebaut wird - die Halbwertszeit
beträgt 10 bis 20 Jahre - und sich so über die Nahrungskette im
Fettgewebe von Mensch und Tier anreichern kann. Viele Studien belegen,
dass der massive und flächendeckende Einsatz von DDT, wie er früher
in der Landwirtschaft – insbesondere im Baumwollanbau – üblich war,
eine Belastung für die Umwelt darstellt. So handelt es sich bei
DDT um ein Breitbandinsektizid, welches nicht nur die Zielorganismen,
sondern auch viele andere Insektenarten tötet; außerdem können bei
den zu bekämpfenden Insekten im Laufe der Zeit Resistenzen auftreten.
Weiterhin reichert der Stoff sich zunächst im Boden und über die
Nahrungskette schließlich auch im Fettgewebe von Mensch und Tier
an (Bioakkumulation). Der Biokonzentrationsfaktor von DDT ist sehr
hoch (log BCF = 6,06). Besonders empfindlich reagieren Raubvögel,
die sich von stark belasteten Nagern oder Fischen ernähren. Die
Aufnahme von DDT hat nach einigen Studien zur Folge, dass die Vögel
dünnschalige, für eine erfolgreiche Brut untaugliche Eier legen.
Bei einigen Arten gingen in den Jahren massiven DDT-Einsatzes die
Bestände derart zurück, dass ein Aussterben zu befürchten war; nach
dem Verbot des Insektizides erholten sich die Greifvogelbestände
wieder. Seither feiert die Umweltbewegung das Verbot von DDT als
einen ihrer größten Erfolge. Allerdings gibt es auch Studien, die
zu dem Ergebnis kommen, dass DDT (bzw. seine Abbauprodukte DDD und
DDE) nicht ursächlich für das Vogelsterben oder dünnschaligere Eier
waren.
Die
akute Giftigkeit von DDT für Menschen und Säugetiere ist im Vergleich
zu anderen Organochlor-Pestiziden gering. Eine akute Vergiftung
äußert sich vor allem in neurotoxischen (nervlichen) Wirkungen wie
Zungentaubheit, Schwindel, Zuckungen der Gesichtsmuskulatur bis
hin zum Krampfanfällen und Lähmungen. Die LD50 für Säugetiere liegt
im Bereich von 0,1 - 0,5 g DDT/kg Körpergewicht. Bei Versuchen zur
Langzeitwirkung von DDT traten beim Kaninchen schädliche Wirkungen
bei einer täglichen Aufnahme von mehr als 0,184 mg DDT/kg KG (NOAEL)
auf. Die "Biologische Halbwertszeit", also die Zeitspanne, die der
Körper benötigt bis die Hälfte des aufgenommenen DDT wieder ausgeschieden
wurde, beträgt beim Menschen über ein Jahr. Zu den Schäden, die
das angereicherte DDT sowohl im menschlichen, als auch im tierischen
Körper verursachen kann, gehören eine sinkende Qualität der Spermien
und eine mögliche Verweiblichung männlicher Embryonen.
Vor
allem jedoch können Chemikalien wie DDT durch verschiedene Mechanismen
entscheidende Konsequenzen für das Hormonsystem haben. Mögliche
Folgen sind eine Beeinflussung der Synthese, der Ausschüttung, der
Wirkung, des Stoffwechsels und der Ausscheidung von Hormonen. Außerdem
ist DDT in der Lage, sich an die Rezeptoren der Hormone zu binden
und so deren Transport zu den Zellen zu verhindern. Mögliche Konsequenzen
dieser Beeinflussung durch DDT können an vielen Stellen des Körpers
auftreten: Fortpflanzungorgane, Leber, Nieren, Nebennieren, Immunsystem,
Herz-Kreislaufsystem oder die Knochen können dauerhafte Schäden
davontragen. Das o,p'-DDT-Isomer, welches in technischem DDT einen
Anteil von ca. 20% hat, besitzt nachweislich einen Einfluß auf den
Hormonhaushalt (östrogene Wirkung). Der DDT-Metabolit DDE hat eine
antiandrogene Wirkung. Außerdem zeigten DDT und seine Metaboliten
DDE und DDD im Tierversuch bei Ratte und Maus eine cancerogene (krebserregende)
Wirkung. DDT und DDE wurden im Labortest zusätzlich als erbgutverändernde
Stoffe identifiziert. Ob und weshalb DDT beim Menschen krebserregend
sein könnte, ist derzeit Gegenstand aktueller Forschungen. Die cancerogene
Wirkung ist möglicherweise auf die hormonelle Wirksamkeit zurückzuführen.
Vielen
Dank an die Seite „Wikipedia“
Autorin Tamara
Kammerlander, © Rainforest Newsletter e.V. Abdruck
(auch auszugsweise), Vervielfältigung und Zitat erwünscht
unter Angabe der Quelleangabe.
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